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Glasfaser Anbieter: Ausbaustand aktuell

Glasfaserausbau: Vodafone zieht sich größtenteils zurück, O2 steigt neu ein

Keine andere Technik ist so leistungsstark und flexibel wie Glasfaser. Eine Glasfaseranbindung eignet sich ideal, um dem steigenden Breitbandhunger insbesondere von Unternehmen gerecht zu werden. Nachdem der Glasfaserausbau in Deutschland anfangs eher schleppend voranging, steigt die Zahl der FTTH/B-Anschlüsse endlich auch in Deutschland. Während die Deutsche Telekom und 1&1 Versatel vor allem bundesweit mit Glasfaser ausbauen, unterstützen andere Glasfaser Anbieter das Vorankommen durch den regionalen Ausbau. Hier sind insbesondere die Deutsche Glasfaser, EWE, M-net und NetCologne zu nennen. Überraschend zieht sich Vodafone größtenteils aus dem Glasfaserausbau zurück. Dafür startete O2 Ende 2020 neu in den Markt mit Plänen für ein eigenes Glasfasernetz in Deutschland.

Deutschland immer noch Schlusslicht im Europavergleich

Durchschnittlich 33,5 Prozent der Haushalte in Europa besitzen einen Glasfaseranschluss mit einer Datenübertragungsrate von mindestens 1 GBit/s. In Deutschland sind es dagegen laut Bundesnetzagentur nur 13,8 Prozent. Zum Vergleich: Lettland kommt sogar auf fast 90 Prozent! Hinzu kommt, dass der Ausbaustand innerhalb Deutschlands sehr unterschiedlich ist. So verfügen laut der Bundesregierung in Hamburg schon 71 Prozent über einen gigabitfähigen Glasfaseranschluss, während es in Bremen und dem Saarland nur 3 Prozent sind.

Betrachtet man die Zahl der Gigabit-Anschlüsse allgemein, so kommt man laut VATM aber sogar auf stattliche 28,8 Millionen. So gesehen steht Deutschland gar nicht so schlecht da. Allerdings stellen einen Großteil dieser Anschlüsse die Kabelbetreiber – allein Vodafone ca. 22 Millionen. Denn auch Hybrid-Netze aus Glasfaser und Koaxial ermöglichen vierstellige Datenübertragungsraten. Auf echtes Glasfaser Internet (FTTH/B) können in Deutschland laut VATM aber nur 5,1 Millionen Haushalte zugreifen.

Diese Faktoren verzögern den Glasfaserausbau in Deutschland

Dass der Glasfaserausbau in Deutschland nicht so schnell vorankommt, wie erhofft, liegt vor allem an diesen Gründen:

  1. Hohe Ausbaukosten: Der bundesweite Glasfaserausbau würde nach Schätzung des „Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur“ um die 80 Milliarden Euro kosten. Dabei entfallen etwa 80 Prozent der Kosten auf die notwendigen Tiefbauarbeiten.
  2. Personalmangel: Häufig fehlt das Personal für die Verlegung der Glasfaserkabel.
  3. Aufwändige und langwierige Antragsverfahren für Fördermittel sowie Bau- und Verkehrsgenehmigungen.
  4. Optimierte Datengeschwindigkeit auf Kupfer: Techniken wie Super-Vectoring und G.fast holen aus den alten Kupferleitungen zwischen 250 bis 1.000 MBit/s raus.
  5. Gigabitraten auf Kabel: Auch im weitverbreiteten Kabelnetz surft man heute mit bis zu 1 GBit/s.

Glasfaser Anbieter im Überblick

Zunächst dachte man, dass hauptsächlich die Telekom den Glasfaserausbau in Deutschland umsetzen würde. Tatsächlich gewinnen aber auch die flexibleren kleinen Glasfaser Anbieter immer mehr an Bedeutung. Sie sind besonders erfolgreich, wenn es um die kurzfristige Versorgung kleinerer Gebiete geht.

Bundesweit gibt es acht nennenswerte Glasfaser Anbieter für reine Glasfasertarife (FTTH/B):

Telekom

Rund fünf Milliarden Euro investiert die Telekom jährlich in den Glasfaserausbau Deutschlands. Mit mehr als 575.000 Kilometern betreiben die Bonner eines der größten europäischen Glasfaser-Netze. Allein im Jahr 2020 schloss die Telekom rund 600.000 Haushalte per FTTH/B an. Ab 2021 sollen jährlich ca. zwei Millionen weitere Glasfaseranschlüsse hinzukommen. Bis zum Jahr 2030 plant man sogar, fast alle deutschen Haushalte mit Glasfaser erschlossen zu haben.

Um diese enorme Intensivierung der Ausbaubemühungen zu realisieren, setzt die Telekom neben dem eigenwirtschaftlichen und geförderten Ausbau verstärkt auf Kooperationen. Einerseits bietet sie ihr Glasfasernetz Partnern zur Nutzung an (Wholesale). Andererseits geht sie Kooperationen ein, um ihre Produkte auf Netzen anderer Glasfaser Anbieter offerieren zu können (Wholebuy). Außerdem gründete die Telekom zusammen mit EWE die gemeinsame Glasfasertochter „Glasfaser Nordwest“. Das Kooperationsunternehmen soll in den nächsten zehn Jahren bis zu 1,5 Millionen Haushalte und Gewerbe erschließen. Und sogar mit dem neuen Rivalen O2/Telefónica Deutschland arbeitet die Telekom in einem Pilotprojekt zusammen.

Vodafone

Nachdem der Betreiber von Deutschlands größtem Kabelnetz erst Anfang 2020 angefangen hatte, sich auch am Glasfaserausbau Deutschlands zu beteiligen, machte der Düsseldorfer Glasfaser Anbieter Ende desselben Jahres schon wieder einen Rückzieher. Man kündigte an, sich zukünftig nicht mehr am separaten Glasfaserausbau zu beteiligen, sondern nur noch das bestehende Kabelnetz mit Glasfaser zu verbessern. Hinter diesem Strategiewechsel steht die Konzernzentrale in London. Aus Kostengründen legte die Firmenleitung die ambitionierten Ausbaupläne für Deutschland auf Eis. Alle bereits vereinbarten Glasfaserprojekte wolle man aber abschließen. Dazu zählen bundesweit 23.000 Unternehmen und 150.000 Haushalte. Projektbasiert werden aber weiterhin größere Geschäftskunden in der Nähe der bestehenden Glasfasertrasse von Vodafone mit Glasfaser erschlossen.

Das Ziel von Vodafone ist es, bis 2022 sein Netz soweit aufzurüsten, dass in jedem Haushalt mit Kabelanschluss Geschwindigkeiten bis zu 1 GBit/s möglich sind. Auch wenn das technisch realisierbar ist, bleiben aber reine Glasfaseranschlüsse deutlich leistungsfähiger.

O2/Telefónica Deutschland

Im Herbst 2020 veröffentlichte O2/Telefónica Deutschland Pläne für ein eigenes Glasfasernetz in Deutschland. Um zukünftig den Glasfaserausbau voranzutreiben, gründete der neue Glasfaser Anbieter zusammen mit dem Versicherungsunternehmen Allianz das Joint Venture „Unsere Grüne Glasfaser (UGG)“. Ziel der Gemeinschaftsfirma ist vor allem der Ausbau des ländlichen Raums und bisher unterversorgter Gebiete mit Glasfaser. In den kommenden sechs Jahren plant die neugegründete Glasfasergesellschaft den Bau von 2,2 Millionen FTTH-Anschlüssen. Für die Errichtung eines Glasfasernetzes mit 50.000 Kilometern Länge ist eine Investition von rund fünf Milliarden Euro vorgesehen. Da der Ausbau rein privatwirtschaftlich – ohne öffentliche Zuschüsse – erfolgen soll, entfallen zeitaufwändige Antragsverfahren, was einen zügigen Ausbau begünstigt. Außerdem arbeitet O2/Telefónica Deutschland wie bereits oben erwähnt mit der Telekom in einem Pilotprojekt zusammen.

Telefónica gilt in Spanien als treibende Kraft hinter dem dort mittlerweile weit ausgebauten Glasfasernetz. Vergleichbar mit Deutschland gehörte Spanien im Jahr 2008 noch zu den am schlechtesten erschlossenen Ländern Europas. In nur sechs Jahren gelang Spanien die Wende und zählt nun im europäischen Vergleich, was die Durchdringung des Landes mit FTTH/B betrifft, zur Spitze.

Deutsche Glasfaser

Schon seit Jahren spielt die Deutsche Glasfaser eine immer wichtigere Rolle auf dem Glasfasermarkt. Nach der Fusion mit Inexio im Jahr 2020 stehen dem Glasfaser Anbieter nun noch mehr Mittel zur Verfügung, um den Glasfaserausbau zu beschleunigen. Mittelfristig ist geplant, sieben Milliarden Euro für den Ausbau von mehr als sechs Millionen Glas­faser­anschlüssen in ganz Deutsch­land zu investieren – vor allem in ländlichen und suburbanen Regionen. Allein im letzten Jahr baute die Deutsche Glasfaser 300.000 FTTH-Anschlüsse und erreichte so Ende 2020 einen Zwischenstand von 920.000 reinen Glasfaseranschlüssen und 20.000 versorgten Businesskunden insgesamt. Dass der Glasfaserausbau der Deutschen Glasfaser privatwirtschaftlich erfolgt, unterstützt ein schnelles und effizientes Vorankommen.

Auch die Deutsche Glasfaser setzt unter anderem auf Kooperationen, um den Netzausbau noch mehr zu beschleunigen. So besteht zum Beispiel mit dem bayrischen Glasfaser Anbieter M-net eine Open-Access-Partnerschaft, bei der die beiden Unternehmen ihre Produkte auf demselben Netz anbieten.

EWE

Als ursprünglich klassischer Energieerzeuger beteiligt sich EWE seit 2017 auch am Glasfaserausbau Deutschlands – insbesondere im Nordwesten. Der Glasfaser Anbieter gibt an, das größte Highspeed-Internetnetz Norddeutschlands zu betreiben. EWE versorgt konsequent neue Regionen mit der Telekommunikationsinfrastruktur der Zukunft. Um zukünftig noch mehr Kunden mit einem FTTH/B-Anschluss versorgen zu können, gründete EWE zusammen mit der Telekom Ende 2019 das Unternehmen „Glasfaser Nordwest“. Im Jahr 2020 hatte das Joint Venture rund 60.000 Glasfaseranschlüsse fertiggestellt. Bis Mitte 2021 sind neue Projekte mit bis zu 100.000 weiteren Anschlüssen geplant. Das Gemeinschaftsunternehmen beabsichtigt über einen Zeitraum von zehn Jahren bis zu zwei Milliarden Euro in den Glasfaserausbau von bis zu 1,5 Millionen Haushalten und Unternehmen in Nordwestdeutschland zu investieren.

1&1 Versatel

Seit der Übernahme von Versatel besitzt auch 1&1 ein größeres, eigenes Glasfasernetz und kann entsprechende Gigabit-Tarife anbieten. Seit 2020 können diese nicht nur Geschäftskunden buchen, sondern auch Privatkunden. Das rund 51.000 Kilometer lange Glasfasernetz von 1&1 Versatel erreicht über 250 deutsche Städte. Zur besseren Netzabdeckung setzt auch 1&1 Versatel auf Kooperationen: Über eine Aggregator-Plattform werden Anschlüsse regionaler Glasfaser Anbieter (z. B. M-net, NetCologne) angebunden. Ziel von 1&1 Versatel ist es, bis 2022 bevorzugter B2B-Anbieter für Glasfaser-Gigabit-Anschlüsse und netznahe Dienste zu werden.

M-net

Der regionale Glasfaser Anbieter M-net betreibt ein eigenes Glasfasernetz mit mehreren Tausend Kilometern Länge in weiten Teilen Bayerns, dem Großraum Ulm sowie dem hessischen Landkreis Main-Kinzig. In den vergangenen Jahren investierte das Unternehmen mehrere Hundert Millionen Euro in den Ausbau seines Netzes, das aufgrund seiner Ringstruktur als besonders ausfallsicher gilt. In einer Kooperation mit der Deutschen Glasfaser haben sich die beiden Telekommunikationsanbieter das Ziel gesetzt, 60.000 Haushalte in Bayerisch-Schwaben und im Münchner Umland in den nächsten Jahren per Glasfaser zu erschließen.

NetCologne

NetCologne baut seit 2006 sein eigenes Glasfasernetz sukzessive aus. Mit mehr als 28.000 Kilometern Glasfaserkabeln und rund 50.000 FTTB-Anschlüssen erreicht der regionale Glasfaser Anbieter über eine halbe Million Privat- und Geschäftskunden in Köln, Bonn und Aachen sowie den umliegenden Kreisen und Gemeinden. In den letzten fünf Jahren hat das Telekommunikationsunternehmen rund 180 Millionen Euro in den Ausbau der Glasfaserinfrastruktur investiert. Weitere Investitionsmittel im dreistelligen Millionenbereich wurden Ende vergangenen Jahres beschossen. Dort, wo die Erschließung bisher unterversorgter Gebiete schwierig und ein wirtschaftlicher Ausbau nicht möglich ist, bemüht NetCologne sich um öffentliche Fördermittel.

Das sind bei weitem natürlich nicht alle Unternehmen und Anbieter, die den Glasfaserausbau in Deutschland vorantreiben, aber zurzeit die nennenswertesten. Darüber hinaus beteiligen sich viele weitere, meist kleinere und regionale Netzbetreiber am kontinuierlichen Ausbau der Glasfaserinfrastruktur.

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