Klassischer Tiefbau und alternative Verlegemethoden.
Um den Glasfaserausbau in Deutschland voranzutreiben, werden die benötigten Glasfaserkabel üblicherweise im Tiefbau verlegt. Allerdings ist dieses Verfahren relativ teuer und mit langen Bauzeiten sowie Verkehrsbeeinträchtigungen verbunden. Deshalb lohnen sich – je nach örtlicher Umsetzbarkeit – auch alternative Methoden zur Glasfaserverlegung. Denn diese sind in der Regel mit geringeren Kosten verbunden und außerdem deutlich schneller in der Umsetzung. Im Folgenden stellen wir die verschiedenen Methoden vor: Wer Glasfaserkabel verlegen möchte, findet hier die wichtigsten Verlegetechniken im Vergleich inklusive Kosten.
Die verschiedenen Methoden zur Verlegung von Glasfaserkabeln:
- klassischer Tiefbau
- Trenching-Verfahren
- Horizontalspülbohrverfahren
- Pressbohrung (Erdrakete)
- Keyhole-Verfahren
- Kabelpflugverfahren
- Hochbau (Verlegen entlang oberirdischer Leitungen)
- Kabelbau entlang von Eisenbahnschienen
Glasfaserkabel verlegen: Kosten im Vergleich
Glasfaserkabel verlegen: Details der verschiedenen Verlegetechniken
Hier finden Sie eine Beschreibung der verschiedenen Methoden mit ihren Vorteilen und Nachteilen. Folgende Verlegetechniken eignen sich, wenn man Glasfaserkabel verlegen möchte:
Klassischer Tiefbau
Beim klassischen (bzw. konventionellen) Tiefbau werden mit Hilfe eines Baggers Gräben mit einer Tiefe von 60 bis 125 cm ausgehoben. Anschließend wird ein Leerrohrsystem oder das erdverlegbare Glasfaserkabel im Graben verlegt, der Graben aufgeschüttet und die Oberfläche wiederhergestellt. Diese klassische Methode zur Glasfaserkabelverlegung punktet vor allem mit ihrer Langlebigkeit aufgrund der tieferen Verlegung der Glasfaserkabel. Allerdings beträgt die Breite des Streifens, der für die Arbeiten benötigt wird, über 2,5 m. Das beeinträchtigt den Straßenverkehr. Außerdem ist der klassische Tiefbau insgesamt relativ teuer und zeitintensiv.
Beispiele für typische Hürden aber auch unerwartete Unterbrechungen von Glasfaser-Tiefbauarbeiten finden Sie hier.
Alternativ kann der klassische Tiefbau auch in reduzierter Verlegetiefe von nur 20 bis 60 cm durchgeführt werden (z. B. im Gehweg). Die Gräben sind dann einfacher zu erstellen, die Arbeiten schneller beendet und die Beeinträchtigungen des Verkehrs nicht so groß. Außerdem besteht ein geringeres Risiko, bestehende Infrastruktur im Erdreich zu beschädigen.
Trenching-Verfahren
Bei den Trenching-Verfahren wird ein schmaler Schlitz in Betonoberflächen, Asphalt oder unter Gehwegplatten geschnitten. Das dabei ausgehobene Bodenmaterial wird unmittelbar nach dem Verlegen der Leerrohre bzw. der Glasfaserkabel wieder verfüllt und der Schlitz auf diese Weise geschlossen. Die Kosten für Trenching-Verfahren sind 30 bis 40 % günstiger als der klassische Tiefbau! Weitere Vorteile der Trenching-Verfahren sind die geringere Verkehrsbeeinträchtigung sowie die Schnelligkeit der Fertigstellung. Dagegen ist der Baustellenlärm vergleichsweise hoch. Und natürlich verändert sich die Oberflächenstruktur der Straße nach erfolgter Verlegung der Kabel. Wenn auch weniger als beim klassischen Tiefbau. Außerdem steigt durch die geringe Verlegetiefe das Risiko für Kabelschäden.
Man unterscheidet Nano-, Micro-, Mini- und Macro-Trenching – je nach Breite und Tiefe des Schlitzes. Für den Glasfaserausbau wird hauptsächlich das Mini-Trenching eingesetzt.
- Nano-Trenching: Schlitzbreite ca. 2 cm, Schlitztiefe ca. 5-10 cm
- Micro-Trenching: Schlitzbreite ca. 2-6 cm, Schlitztiefe ca. 10 cm
- Mini-Trenching: Schlitzbreite ca. 8-20 cm, Schlitztiefe ca. 30-60 cm
- Macro-Trenching: Schlitzbreite ca. 20-30 cm, Schlitztiefe ca. 50 cm
Horizontalspülbohrverfahren
Das Horizontalspülbohrverfahren gehört zu den Verlegemethoden der geschlossenen unterirdischen Verlegung. Von einer Startgrube ausgehend wird von oben gesteuert mit Hilfe eines Bohrkopfes ein Kanal unterhalb der Erde bis zur Zielgrube gebohrt. Dabei wird das Erdreich mittels Bentonit-Bohrspülung zusätzlich gelockert und das Bohrgut aus dem Kanal gespült. Dieses Verfahren eignet sich vor allem für die Unterquerung von Flüssen, Straßenkreuzungen oder Gebäuden – und das auf einer Strecke von 500 m bis sogar mehreren Kilometern. Da oberhalb der Erdoberfläche nur Start- und Zielgrube nötig sind, ist der Baustellen- und Absperraufwand bei dieser Methode relativ gering. Zudem schont das Verfahren die Umwelt und stellt einen vergleichsweise geringen Eingriff dar. Das Horizontalspülbohrverfahren ist eine schnelle und flexible Methode, um Glasfaserkabel zu verlegen. Allerdings sind die anfallenden Bohrschlämme Sondermüll.
Pressbohrung (Erdrakete)
Ähnlich wie beim Horizontalspülbohrverfahren wird bei dieser Methode eine Start- und Zielgrube ausgehoben. Anschließend wird ein Stahlrohr ungesteuert durch das Erdreich gepresst. Diese nicht steuerbaren Erdraketen nennt man auch „Verdrängungshämmer“. Sie arbeiten nach dem Prinzip der Bodenverdrängung. Die Pressbohrung bzw. Erdrakete eignet sich für Distanzen von mehr als 50 m und wird für kurze Unterquerungen von Straßen, Häusern, Bahngleisen und Vorgärten verwendet. Besonders häufig wird dieses Verfahren alternativ zum klassischen Tiefbau für die Herstellung von Hausanschlüssen eingesetzt. Auch hier ist der Aufwand für Baustelle und Absperrung vergleichsweise gering. Es handelt es sich um eine recht schnelle Methode, die allerdings eher teuerer ist. Außerdem können vorhandene Leitungen Schaden nehmen, wenn keine genaue Ausrichtung der Erdrakete erfolgt.
Keyhole-Verfahren
Aktuell testet die Deutsche Telekom eine neue Methode zur Verlegung von Glasfaserkabeln, das sog. Keyhole-Verfahren. Es soll die letzten Meter zum Haus schnell, umweltschonend und ohne große Verkehrs-/Gehwegbehinderungen erschließen. Dabei wird ähnlich vorgegangen wie beim Horizontalspülbohrverfahren und bei der Pressbohrung mit Erdrakete: Ein spezielles Gerät sägt ein rundes ca. 65 cm großes Loch in den Asphalt, welches anschließend tiefer ausgesaugt wird. Von diesem Schlüsselloch aus führt dann eine Bohrung unter der Erde ins Haus des Kunden. Anschließend wird der zuvor ausgeschnittene Asphalt-Ring wie ein Deckel wieder eingesetzt und das Loch in der Hauswand abgedichtet. Auf diese Weise erfolgt eine minimalinvasive Verlegung der Glasfaserkabel innerhalb weniger Stunden.
Kabelpflugverfahren
Glasfaserkabel verlegen, das geht aber auch einfacher – zum Beispiel mit dem Kabelpflugverfahren. Mit Hilfe eines sog. Verlegepfluges wird eine Furche aufgebrochen (bis 1,20 m tief), in die man ein Leerrohr oder Glasfaserkabel verlegt. Im Nachgang wird der Aushub wieder eingebracht und nachverdichtet. Auf diese Weise wird das ursprüngliche Niveau des gepflügten Gebietes wiederhergestellt. Diese Methode, Glasfaserkabel zu verlegen, kommt fast ausschließlich auf dem Land an unbefestigten Wegen und Randstreifen zum Einsatz. Deshalb ist der Aufwand für Baustelle und Absperrung relativ gering. Diese Methode punktet durch ihre Schnelligkeit, sehr geringe Kosten und geringer Verkehrsbeeinträchtigung. Allerdings eignet sich das Kabelpflugverfahren nicht für jede Bodenklasse und ist nur bei unbefestigten Oberflächen anwendbar.
Hochbau (Verlegen entlang oberirdischer Leitungen)
Alternativ zur unterirdischen Verlegung der Glasfaserkabel ist die oberirdische Verlegung entlang vorhandener (oder neu errichteter) Mastlinien eine besonders schnelle und kostengünstige Methode. Es sind im Vergleich zum klassischen Tiefbau Einsparungen von 80 bis 90 % möglich! Diese Art der Verlegung führt kaum zu Beeinträchtigungen von Mensch und Verkehr – insbesondere, wenn die Masten bereits bestehen. Selbst wenn Masten dafür neu gebaut werden müssen, ist der Flurschaden sehr gering. Die oberirdische Verlegung eignet sich besonders, um mit Glasfaser auch abgelegene, ländliche Regionen zu erreichen – allerdings nicht für die direkte Herstellung der Hausanschlüsse. Nachteile dieser Verlegemethode:
- Masten müssen nach ca. 15 Jahre erneuert werden (je nach Boden und Witterung)
- Genehmigung durch den Eigentümer vorhandener (Strom-)masten nötig
- Kapazität nachträglich nur schwer erweiterbar
Kabelbau entlang von Eisenbahnschienen
Um größere Entfernungen insbesondere zur Glasfasererschließung ländlicher Gebiete zu überbrücken, können Glasfaserkabel auch entlang von Schienen der Deutschen Bahn verlegt werden. Dabei befestigt man das Glasfaserkabel mit einer Klammer am Schienenfuß. Vorteil: Es sind keine Tiefbauarbeiten nötig. Nachteil: Die Genehmigungsverfahren bei der Deutschen Bahn sind sehr aufwendig.
Fazit
Glasfaserkabel verlegen – ja oder nein? Es geht also mit unterschiedlichsten Methoden, die alle ihre individuellen Vor- und Nachteile haben. Allerdings eignet sich nicht jede Verlegetechnik für alle örtlichen Gegebenheiten. Deshalb wird eine konkrete Glasfasertrasse in der Regel immer aus einer Mischung verschiedener Glasfaser-Verlegemethoden bestehen.
Kriterien, die die Wahl der Verlegetechnik für das Glasfaserkabel beeinflussen, sind unter anderem folgende: Boden- und Oberflächenbeschaffenheit, Verkehrsbeeinträchtigung, Siedlungsstruktur, vorhandene Infrastruktur, Bäume im Trassenverlauf, Kosten und Dauer der Maßnahmen.
Sie wollen noch mehr zum Thema „Glasfaser“ wissen? Dann besuchen Sie unser Glasfaser-FAQ.
Lassen Sie auch Ihr Unternehmen von den Vorteilen einer Glasfaserkabel-Anbindung profitieren! Zusammen mit unseren Experten finden Sie den passenden Anbieter für Ihre Anforderungen. Nehmen Sie hier Kontakt mit uns auf.