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Standortvernetzung: SD-WAN vs MPLS

Machen neue Anforderungen an die Standortvernetzung MPLS überflüssig?

Firmen lagern immer mehr Anwendungen in die Public Cloud aus (wie zum Beispiel Office 365). Gleichzeitig steigt die Mobilität der Mitarbeiter. Beides führt zu einem zunehmenden Bedarf an Bandbreite und Flexibilität. Reine MPLS-Netze, die bisher die Standortvernetzung dominieren, werden diesen neuen Anforderungen so nun nicht mehr gerecht. Oft wird ein SD-WAN (Software-Defined WAN) als Lösung empfohlen, das mehr Flexibilität bei gleichzeitig niedrigeren Kosten pro MBit verspricht. Bevor man sich jedoch für diese neue Technologie der Standortvernetzung entscheidet und vielleicht sogar auf seine MPLS-Leitungen verzichtet, sollte man den Vergleich SD-WAN vs MPLS machen.

Dominierende Standortvernetzungstechnik MPLS

MPLS ist immer noch der etablierte Standard für gemanagte WAN-Lösungen. Dabei wird die Infrastruktur in einem privaten, geschlossenen Netzwerk betrieben. Auf diese Weise verspricht eine MPLS-Leitung hohe Qualität, Sicherheit und Verfügbarkeit, eine Ende-zu-Ende-Kontrolle, garantierte SLAs sowie QoS (Quality of Service). Das Routing der Daten erfolgt im MPLS-Netz auf Basis von CoS (Classes of Service). Als Nachteil ist die Abhängigkeit von einem einzigen Provider zu nennen, was sowohl die Standleitungskosten (Preis pro MBit) als auch den Betrieb des Netzes teuer werden lässt. Außerdem sind MPLS-Netze sehr statisch und wenig flexibel, wenn zum Beispiel kurzfristig ein Standort hinzukommt oder wegfällt.

Alternative Vernetzung mit Internet VPN

Alternativ zu MPLS können Unternehmen zur Vernetzung der Standorte auch ein IPSec verschlüsseltes Internet VPN nutzen. Bei diesem Ansatz ist man nicht auf einen Single-Provider angewiesen, sondern kann unter vielen verschiedenen lokalen oder globalen Anbietern und unterschiedlichen Access-Optionen auswählen. Da jeder Standort einen anderen Anbieter für seine Internet-Anbindungen nutzen kann, besteht das Unternehmens-Netzwerk aus vielen verschiedenen Netzen. Das bedeutet zwar einerseits, dass die Kosten für Bandbreite sinken, andererseits steigt der Aufwand, das Netz zu verwalten. Denn es gibt keine einheitlichen Technologien und keine durchgängigen (end-to-end) Qualitätsstandards mehr. Das heißt gleichzeitig auch, dass die Verfügbarkeit sinkt bzw. schwanken kann.

Intelligente Standortvernetzung immer häufiger mit SD-WAN

MPLS-Netze sind also zwar zuverlässig und sicher aber gleichzeitig recht teuer und unflexibel. Internet VPNs dagegen sind günstiger aber gleichzeitig weniger verfügbar und komplexer zu managen. Kann also die neue SD-WAN Technologie die Lösung für die geänderten Anforderungen von Unternehmen an ihre WANs sein? Und bedeutet das, dass SD-WAN MPLS ablösen wird?

Die Hauptfunktion eines Software-Defined WANs ist ein intelligentes Routing von WAN-Traffic über mehrere parallel genutzte WAN-Anbindungen. Vergleicht man SD-WAN und MPLS, stellt man fest, dass die Funktionalität bzw. Intelligenz nicht mehr aus den Netzen selber kommt (MPLS), sondern aus den Endpunkten (SD-WAN). Diese Endpunkte sind sogenannte Software-Defined Devices, also Router mit einer SD-WAN Software. Die Software auf diesen Geräten entscheidet nun intelligent, welche zur Verfügung stehende Verbindungsvariante sich am besten für welche Art von Daten eignet.

Daten, die eine sichere und zuverlässige Leitung benötigen (inkl. verlässlicher QoS-Parameter) wie z.B. Voice over IP oder firmeninterne sensible Daten, schickt das SD-WAN-Device über die Leitung und den Transportweg, der eine entsprechend verlässliche Übertragungsqualität sicherstellt und eine hohe Verfügbarkeit garantiert (z.B. die MPLS-Anbindung des Standortes). Daten, die weniger auf maximale QoS-Performance angewiesen sind, aber gleichzeitig viel Bandbreite fordern, wird der kostengünstigere Transportweg zugewiesen (z.B. die Internet-Anbindung des Standortes).

Optimierte Standortvernetzung als Hybrid WAN in Kombination mit SD-WAN

Möchte ein Unternehmen nun die Vorteile eines SD-WANs nutzen, muss es sich überlegen, welche Transportwege sich für seine Daten eignen (MPLS od. Internet // Ethernet od. Broadband-DSL). Idealerweise gibt es nicht nur einen Transportweg, sondern verschiedene Verbindungsvarianten für verschiedene Arten von Daten. Man spricht dann von einem hybriden Ansatz. Optimal kann man dieses Hybrid WAN mit einem Software-Defined WAN-overlay ergänzen, das die Daten dann über die zur Verfügung stehenden Transportwege intelligent mittels Software-Features routet. So eignet sich z.B. für zeitkritische und sensible Daten nach wie vor hervorragend eine MPLS-Verbindung. Weniger kritische Daten und Daten, die gleichzeitig viel Bandbreite benötigen (E-Mails, Streaming, Office 365, etc.) können den kostengünstigen Weg über das öffentliche Internet nehmen. Ein solches Hybrid WAN, in dem die Daten mit Software-Defined Networking (SDN) Technik gesteuert werden, macht aus Sicht der Unternehmen vor dem Hintergrund der gestiegenen Anforderungen an die Vernetzungstechnik auf jeden Fall Sinn: Es ist kostengünstig, flexibel, dynamisch und ausfallsicher und beinhaltet dennoch weiterhin die verlässliche Qualität einer privaten MPLS Netzinfrastruktur.

Zusätzlich bietet dieses Design einen weiteren Vorteil: Das Internet kann nicht nur als Transportweg für Daten innerhalb des WANs genutzt werden, sondern auch als lokaler Internet Breakout. Über den kann dann ein lokales Traffic Offloading von klassischem Internet-Traffic erfolgen (http/https Web-surfen, Zugriff auf Microsoft Office 365 etc.).

SD-WAN vs MPLS im Vergleich

Der wesentlichste Unterschied beim Vergleich SD-WAN vs MPLS liegt in der „Funktion“. Während im MPLS-Netz der Funktionsumfang durch das Providernetz definiert wird, ergibt sich bei einem SD-WAN der Funktionsumfang aus den Eigenschaften und Features der verwendeten SD-WAN Software. Neben der wichtigsten Eigenschaft des intelligenten Routings können hier zahlreiche weitere Funktionen bereitgestellt und in die Lösung integriert werden, wie z.B. Security-Komponenten oder Mechanismen zur Datenreduktion bzw. WAN-Optimierung. Das wiederrum erklärt, warum das MPLS-Netz im Vergleich zum SD-WAN sehr statisch und unflexibel ist. Dagegen trumpft das SD-WAN mit Dynamik und Flexibilität auf.

Fazit SD-WAN vs MPLS: Für was sollen sich Unternehmen entscheiden?

SD-WAN ist keine Konkurrenz zu MPLS, sondern MPLS wird auch in einer SD-WAN Lösung bei vielen Kunden weiterhin ein Bestandteil des Connectivity-Designs sein. Eine MPLS-Verbindung bietet nach wie vor einige wichtige Vorteile. Deshalb macht es für Unternehmen Sinn, für bestimmte Daten MPLS beizubehalten. Um trotzdem den gestiegenen Anforderungen an die Standortvernetzung gerecht zu werden, ergänzt man das MPLS aber optimaler Weise mit lokalen Internetanbindungen. Ein SD-WAN mit einem hybriden Connectivity-Konzept kombiniert beide Verbindungen ideal miteinander. Denn es sorgt für intelligentes Routing der Daten auf den verfügbaren Transportwegen. Gleichzeitig senkt ein hybrides Design die Kosten pro MBit. Denn es ermöglicht den einzelnen Standorten die Nutzung lokaler Internet Breakouts. Das ist vor allem wegen der zunehmenden Anzahl an genutzten Cloud-Services von Vorteil. Denn es vermeidet den Transport von Internet-gerichtetem Traffic über teure MPLS-WAN-Leitungen und optimiert die Performance für den End-user.

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