Hochgeschwindigkeits-Datenautobahnen unter Wasser
Wer eine Website in den USA ansteuert, der muss normalerweise per Glasfaser Tiefseekabel das Meer durchqueren. Heute dauert das nur noch etwa 60 Millisekunden. Grund für die enorme Datengeschwindigkeit ist der deutlich vorangegangene Ausbau des Glasfaser-Unterwassernetzes in den letzten Jahrzehnten. Während bei den alten Kabeln aus Kupfer die Datengeschwindigkeit bereits nach wenigen Kilometern abnimmt, können Glasfaserkabel die Daten mit Hilfe von Lichtsignalen auch über größte Distanzen mit nahezu gleichbleibender Geschwindigkeit transportieren.
Mittlerweile gibt es etwa 500 Seekabel, deren Länge ausreichend ist, um 30 Mal den Äquator zu umwickeln. Und es werden immer mehr. Denn der Bedarf nach schnellem und stabilem Internet wächst. Fast 98 Prozent des internationalen Datenverkehrs laufen laut Schätzungen von Google über Glasfaser Tiefseekabel. Neben den Telekommunikationsanbietern beteiligen sich vermehrt auch die großen Digitalkonzerne Microsoft, Google, Facebook und Amazon am Ausbau des Glasfaser-Tiefseekabel-Netzes. Denn mit eigenen Seekabeln steigt die Unabhängigkeit, Mietkosten werden eingespart und Kunden auf der anderen Seite des Meeres zuverlässig mit großer und stabiler Bandbreite versorgt.
Glasfaser Tiefseekabel vernetzen Kontinente
Diese Untersee-Kabel verbinden die ganze Welt und stecken hinter dem globalen Internet:
Quelle: Submarine Cable Map/TeleGeography
Besonders wichtig für die weltweite Kommunikation sind die Verbindungen zwischen Europa und USA über den Atlantik auf der einen Seite sowie zwischen USA und Ostasien über den Pazifik auf der anderen Seite. Aber auch entlegene Inseln werden via Glasfaser Tiefseekabel angebunden.
Geschichte der Seekabel
- 1850 erstes maritimes Seekabel (Großbritannien <> Frankreich)
- 1858 erstes transatlantisches Seekabel
- 1988 erstes transatlantisches Glasfaser Tiefseekabel
Die Nachricht, die Königin Victoria zur Einweihung des ersten transatlantischen Seekabels von Großbritannien in die USA zu US-Präsident Buchanan schickte, erreichte ihren Empfänger nach 16 Stunden. Heute transportieren die schnellen Glasfaser Tiefseekabel Daten mit Bandbreiten von 160-180 TBits unter einer Sekunde.
So ist ein Glasfaser Tiefseekabel aufgebaut
Als erstes werden die Glasfasern in Kupfer gehüllt, das den Strom für den Betrieb des Kabels liefert. Anschließend folgt eine Schicht Silikongel, mehrere Schichten extrastarke Stahlfasern und zum Schluss eine Außenhaut aus geteertem Nylon. Die letzte Schicht schützt das Kabel vor schwierigen Meeresbedingungen wie Felsstürzen, starken Strömungen und der Korrosionskraft des Salzwassers. Je tiefer das Meer ist, umso dünner ist das Glasfaser Unterwasserkabel. Im offenen Meer und bis zu 8.000 Metern Tiefe hat es nur wenige Zentimeter Durchmesser. An flacheren Stellen dagegen ist es dicker, um Schäden am Kabel zu vermeiden.
Spezialschiffe verlegen Tiefseekabel
Beim Verlegen der Glasfaser Tiefseekabel kommen Spezialschiffe zum Einsatz. Die zu verladenden Kabel werden auf riesige Trommeln bzw. Drehteller gerollt. Abhängig von der Ausführung passen so 50 bis 150 Kilometer Kabel auf ein Schiff. Je nach Kabellänge dauert es zwei bis vier Wochen bis die tausende Tonnen schweren Kabel an Bord verstaut sind.
Vor dem Verlegen der Glasfaser Unterwasserkabel erkundet ein Team von Spezialisten den Meeresboden auf der geplanten Trasse. Bei der Routenführung sind insbesondere Meeresströmungen, Schifffahrtsrouten, Naturschutz- und Fischereigebiete sowie geologische Besonderheiten (Erdbebengebiete, Vulkane, Korallenriffe) zu berücksichtigen. Abhängig von den örtlichen Gegebenheiten der Kabeltrasse kommen dann unterschiedliche Verlegetechniken und mehr oder weniger stark ummantelte Kabel zum Einsatz.
Je nach Meerestiefe werden Glasfaser Tiefseekabel entweder gar nicht im Meeresgrund versenkt (offenes Meer) oder bis zu drei Meter tief vergraben (Küstennähe). Auf dem offenen Meer in sehr tiefem Wasser wird das Kabel oft einfach auf dem Meeresboden abgelegt. An weniger tiefen Stellen wird es anschließend mit Hilfe von Einspülgeräten im Boden eingespült. Ist der Boden dagegen härter oder müssen steile Stellen durchquert werden, werden Fräsen und Pflüge eingesetzt. Und muss ein Kabel gar unter einer Insel durchgeführt werden, so werden im Vorfeld unterirdische Kanäle für die Kabel gebohrt.
Größte Gefahr für Glasfaser Tiefseekabel
Die größte Gefahr für Seekabel ist nicht etwa die Natur, sondern der Mensch. Auch wenn Fischerei- und Schifffahrtsunternehmen Karten, auf denen die Lage der Unterwasserkabel verzeichnet ist, erhalten, sind sie für die meisten Schäden an Glasfaser Tiefseekabeln verantwortlich:
- 38 Prozent der Schäden werden durch Fischernetze verursacht.
- Für jedes vierte beschädigte Kabel ist ein Schiffsanker verantwortlich.
- Und zusätzliche 11 Prozent der Schäden werden auf andere Weise vom Menschen verursacht.
Nur etwa ein Achtel aller Schäden entsteht durch Erdbeben und natürliche Abnutzung.
Reparaturen sind sehr aufwändig
Wurde ein Glasfaser Tiefseekabel beschädigt, muss sich laut geltenden Verträgen innerhalb von 24 Stunden ein Team zur Reparatur auf den Weg machen. Aus diesem Grund befinden sich weltweit zu jeder Zeit Reparaturschiffe in Bereitschaft. Als erstes muss natürlich die defekte Stelle gefunden werden. Da die Kabel in der Regel im Meer vergraben sind und außerdem über extrem große Distanzen verlegt sind, kann das sehr zeit- und kostenintensiv sein. Anschließend untersucht ein Tauchroboter die Gegebenheiten vor Ort. Dann wird das defekte Kabel vom Meeresgrund mit Hilfe von Spezialankern heraufgeholt, die beschädigte Stelle herausgeschnitten und durch ein gleich langes Stück ersetzt. Zuletzt wird das Kabel nach Funktionstests wieder im Meer vergraben. Die Reparatur eines defekten Glasfaser Tiefseekabels kann ein bis zwei Monate dauern.
Satellit als Alternative?
Ist schnelles Internet aus dem All via Satellit eine Alternative zu den mit Algen bewachsenen und im Schlick vergrabenen Glasfaser Tiefseekabeln in den Meeren? Satelliten können zwar zur Breitbandversorgung genutzt werden, sind aber deutlich langsamer. Aufgrund der großen Distanz, die die Daten zu bewältigen haben, kommt es zu einer größeren Verzögerung bei der Datenübertragung. Deshalb kommt unser weltweites Internet bisher also größtenteils aus dem Meer.
Auch Ihr Unternehmen kann von den vielen Vorteilen einer Glasfaseranbindung profitieren. MPC kennt die verfügbaren Anbieter mit ihren Vorteilen und Nachteilen. Wir unterstützen Sie gerne bei der Auswahl des passenden Netzbetreibers. Nehmen Sie hier Kontakt mit uns auf.