Was ist ein SD-WAN?
Standortvernetzung mit SDN Technik
Bei einem SD-WAN handelt es sich um eine neuartige Möglichkeit Standorte zu vernetzen. Basis hierfür ist die sogenannte SDN (Software Defined Network) Technologie. Mit dieser hat der Anbieter sein Netz Hardware- und Softwareseitig ausgerüstet. Über ein Portal kann das Ganze dann einfach gesteuert werden.
Eine richtige allgemein gültige Definition für das Software Defined WAN gibt es nicht. Jeder Anbieter versteht etwas anderes darunter und hat eigene Ausprägungen. Bei manchen sind z.B. auch Hybrid WAN Funktionen bereits integriert.
Wie sieht die bisherige Welt der Weitverkehrsnetze aus?
Das MPLS Netz ist heute die Lösung für größere Firmen, um ihre Lokationen zu vernetzen. Alternativ hierzu trifft man auch auf VPLS WANs oder IPsec-Netze. Doch das SD-WAN könnte diese Dominanz aufbrechen. Sind die bewährten Techniken doch relativ starr. Änderungen an Bandbreite oder Router sind langwierig und oft teuer. Außerdem ist der Kunde in den meisten Fällen auf den Carrier angewiesen, wenn diese umgesetzt werden sollen.
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Was sind die SD-WAN Vorteile?
SD-WANs bieten viele neue Chancen. Daher haben wir die wichtigsten aufgeführt:
- Hochflexible WAN-Lösung
- Änderungen über Self-Service Portal
- Änderungen erfolgen in nahezu Real-Time
- Abrechnung erfolgt nahezu in Real-Time
- Bandbreiten Up- und Downgrades (innerhalb der physikalischen Grenzen) jederzeit machbar
- Mittels NFV (Network Functions Virtualization) können z.B. netzbasierte Firewalls konfiguriert werden
- Unter Umständen mit Hybrid WAN Funktionen nutzbar
Welche SD-WAN Anbieter gibt es?
Der Markt für die neue Technik wird stark von amerikanischen Firmen dominiert. Diese sind bisher oft auch nicht als Carrier in Erscheinung getreten.
Zu den wichtigsten Playern im globalen SD-WAN Markt gehören:
Cisco
- stellt seit vielen Jahren SD-WAN-Services zur Verfügung und entwickelt sich damit weiter in Richtung Software-zentriertem Geschäftsmodell
- Lösungen:
- Viptela (cloud-basiert, für unterschiedliche Größenanforderungen im Bereich WAN)
- Meraki (Entwicklung aus dem WLAN-Umfeld heraus, Zielgruppe: Filialisten/kleinere Standorte)
- iWAN („Intelligent WAN“, Entwicklungsstop)
Nuage Networks (Nokia)
- „SD-WAN 2.0“ / Virtualized Network Services (VNS) Plattform
- Kunden: über 400 Unternehmen, über 50 Service Provider
- Bereitstellung und Orchestrierung von Diensten über verschiedene Architekturen hinweg, Automatisierung und Sicherung von Verbindungen zu privaten Rechenzentren oder Public Clouds, inklusive SaaS-Services
Riverbed
- gehört zu den Pionieren im Bereich WAN-Optimierung
- 2002 gegründet, über 30.000 Kunden (darunter sämtliche „Forbes Global 100“-Unternehmen sowie 98 % der „Fortune 100“)
- SD-WAN Lösungen: SteelConnect sowie SteelHead SD (Kombination aus SteelConnect und WAN-Optimierungslösung SteelHead; erleichtert das Deployment sowie den Austausch von Informationen, die dafür zuständig sind, Software im Netzwerk zu identifizieren und klassifizieren
Silver Peak
- Lösung Unity EdgeConnect
- soll Unternehmen ermöglichen, ihr Netzwerkmodell ohne Einschränkungen auf ihre Geschäftsanforderungen auszurichten („Business-first Networking Model“)
- Basis: selbstgesteuerte WAN-Plattform, die mittels Automatisierung und maschinellem Lernen geschäftliche Ziele auf hoher Ebene umsetzt
VeloCloud (VMware)
- der Pionier im Software Defined-WAN-Umfeld, seit 2017 Teil von VMware
- Lösung: VMware SD-WAN by VeloCloud™
- Kunden: global agierende Telco-Riesen und Managed Service Provider wie AT&T
Versa Networks
- wichtiger Markttreiber
- cloud-native Multi-Service-Multi-Tenant-Softwareplattform „Secure Cloud IP-Architektur“
- liefert Carriern und Unternehmen SD-WAN mit hoher Sicherheitsleistung und -effektivität
Des Weiteren gibt es auch noch Firmen wie z. B. Fortinet, de auf den Markt drängen. Aber auch die Carrier selbst beginnen den Trend zu sehen. So hat beispielsweise auch die Telekom die Zeichen der Zeit erkannt und entwickelt ihr Portfolio im Bereich Software Defined-WAN weiter.
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Fragen und Antworten
Kann ich mit SD-WAN Geld sparen?
Unbestritten ist, dass ein Software Defined WAN im Vergleich zu klassischen Vernetzungstechnologien wie MPLS grundsätzlich in Sachen Kosten und vor allem Flexibilität zahlreiche Vorteile bietet. Allerdings lässt sich nicht immer so leicht bestimmen, wie hoch diese Einsparungen und der tatsächliche ROI ausfallen. Entscheidender als die Kostenfrage ist jedoch, welchen Mehrwert eine SD-WAN Lösung generiert und welche individuellen Unternehmensanforderungen an die Standortvernetzung erfüllt werden sollen.
Was ist der Haupttreiber für die Nutzung von Software Defined WAN?
Treiber ist vor allem die Entscheidung eines Unternehmens, alle Anwendungen in die Cloud zu verlegen. Cloud-Services, SAAS, Big Data und IoT-Anwendungen stellen erhöhte Anforderungen an das Firmennetzwerk – SD WAN ist in der Lage, diese zu erfüllen.
Gibt es eine allgemein gültige Definition von Software Defined WAN?
Der Begriff „Software Defined WAN“ wird in der Branche unterschiedlich verwendet, die Bedeutung des Ausdrucks ist also nicht eindeutig festgelegt. Der Markt besteht aus einer heterogenen Anbieterlandschaft mit sehr unterschiedlichem Leistungsportfolio. Die verschiedenen Marktplayer setzen eigene Schwerpunkte und bieten SD-WAN Lösungen unterschiedlichster Ausprägung.
Muss ich mich zwischen MPLS und SD-WAN entscheiden?
Eine SD-WAN-Lösung muss nicht als „Konkurrenz“ zu einer klassischen MPLS-Lösung gesehen werden. MPLS als Netz-Technologie wird nach wie vor bei vielen Unternehmen auch innerhalb einer SD-WAN Lösung eine Rolle spielen – als Teil des Connectivity-Designs. Eine Kombination aus klassischem MPLS-Netz und SD-WAN ist eine gute Option und wird den heutigen Anforderungen an die Standortvernetzung gerecht.
Für welche Kunden ist SD-WAN primär von Interesse?
SD-WAN ist vorwiegend für mittlere bis große Unternehmen mit zahlreichen Standorten interessant – vor allem wenn es sich um kleinere und/oder internationale Standorte handelt. Branchentechnisch gesehen kommt die Technologie bisher vorwiegend im Einzelhandel (insbesondere Einzelhandelsketten mit vielen Shops), der Automobil- und Finanzbranche (z. B. Banken mit vielen Filialen) sowie der Logistikbranche zum Einsatz.
Aktuelle Trends
Security / Lokaler Internet Breakout
Ein Treiber für die Nachfrage nach SD-WAN Lösungen ist die immer stärkere Verlagerung von Unternehmens-Applikationen in Cloud-Plattformen und die auch generell immer umfangreichere Nutzung von Cloud-basierten Lösungen. Viele solcher Cloud-Plattformen bieten weltweit verteilte Zugangspunkte, die über das Internet optimal erreicht werden können. Für global verteilte Standorte eines Unternehmens ermöglicht ein Routing dieses Traffics und ein Zugriff auf die Cloud-Plattform über lokale oder regionale Internet Breakouts die beste Performance für den Anwender.
Ein solcher dezentraler Internet Breakout erfordert dann aber eine Absicherung durch ein geeignetes Security-Gateway (Firewall, Proxy, IDS/IPS etc.), um im Vergleich zu einem bisher meist zentral aufgebauten Security-Gateway ein gleichwertiges Security-Level sicherzustellen.
Viele SD-WAN Lösungen integrieren entsprechende Security-Lösungen daher bereits direkt in der Lösungsplattform. Praktisch alle Anbieter von „Managed SD-WAN“ (wie z. B. die großen TK-Provider und Carrier) ergänzen ihre jeweilige SD-WAN Lösung durch geeignete Gateway Security-Lösungen die entweder lokal, on-premise oder als cloud-basierte Plattform bereitgestellt werden.
Pure Internet vs. hybrid (Private-IP / MPLS-Anteil?)
Eine SD-WAN Lösung bietet grundsätzlich die Möglichkeit, mehrere WAN-Anbindungen aktiv für die Datenübertragung zu nutzen. Dabei können je nach Anforderung des Standortes und je nach Lösungsdesign WAN-Anbindungen unterschiedlicher Technologien (MPLS, Internet) sowie unterschiedliche Übertragungsarten und Qualitäten (xDSL, Ethernet, WLL, LTE etc.) zum Einsatz kommen. Auch können Anbindungen verschiedener Provider miteinander kombiniert werden.
Je nach Philosophie und Präferenz des Unternehmens kann ein „pure Internet“ Konzept mit unterschiedlichen IPs je Land eine passende Lösung sein. Aber auch die gezielte Nutzung von Anbindungen an ein einheitliches „Private-IP“ Backbone eines einzelnen globalen Netzbetreibers kann Sinn machen, um z. B. eine verlässliche Ende-zu-Ende Verbindungsqualität sicherzustellen. In einem „hybriden“ Netzdesign lassen sich beide Ansätze miteinander verbinden.
Welches Connectivity-Design für das „Underlay“ der SD-WAN Lösung eines Unternehmens insofern die richtige Lösung darstellt, sollte gut überlegt sein.