Kooperationen treiben den Ausbau mit Glasfaser Internet voran
Aktuell profitieren in Deutschland 4,4 Millionen Haushalte von einem echten Glasfaseranschluss (FTTH, FTTB). Die Telekom hat daran einen Anteil von 1,1 Millionen. Wenn man berücksichtigt, dass der Ausbau mit Glasfaser Internet in Deutschland schätzungsweise 80 Milliarden Euro kosten wird, wird verständlich, dass diese Last nicht ein Unternehmen alleine tragen kann. Deshalb beteiligen sich schon seit langem auch andere Anbieter am Ausbau Deutschlands mit schnellen Glasfaserkabeln.
Neuen Schwung erhält der Glasfaserausbau insbesondere durch Kooperationen zwischen den einzelnen Netzbetreibern. So hat sich zum Beispiel die Deutsche Glasfaser sowohl mit Telekom als auch Vodafone zusammengetan, um den Ausbau voranzutreiben. Außerdem kooperiert die Telekom noch mit EWE und 1&1 Versatel kooperiert mit dem BREKO. Zudem plant die Deutsche Glasfaser einen Zusammenschluss mit inexio und möchte so zum größten Glasfaserausbauer Deutschlands werden. Darüber hinaus haben einige Anbieter Open-Access-Plattformen entwickelt, über die verschiedene Netze miteinander verbunden werden können (z. B. Plusnet, 1&1 Versatel).
Der neue Trend zur Zusammenarbeit wird in der Branche allgemein begrüßt. Denn Kooperationsmodelle bieten Kunden mehr Auswahl und ermöglichen es den Netzbetreibern, ihre Infrastruktur besser auszulasten und schneller zu amortisieren. Es tut sich also was bei der Versorgung Deutschlands mit Glasfaser!
Aktueller Stand des Glasfaserausbaus der Netzbetreiber:
Telekom: Favorisiert Brückentechnologien
Das Glasfasernetz der Telekom beträgt über 500.000 km. Und dieses Jahr sollen weitere 50.000 km hinzukommen. Seit 2015 setzt die Telekom vor allem auf Brückentechnologien wie zum Beispiel Super Vectoring oder G.fast. Mit diesen Techniken werden Internetgeschwindigkeiten von 250 bis 1.000 MBit/s erreicht. Bei beidem handelt es sich um Hybrid-Techniken, also ein Mix aus Glasfaser- und Kupferkabeln. Diese Ausbauvarianten sind wesentlich günstiger als der FTTH- oder FTTB-Ausbau, bei dem das Glasfaserkabel bis ins Haus bzw. bis ins Gebäude verlegt wird. Allerdings kann die Telekom mit diesen Ausbauverfahren mittelfristig nicht mit der Konkurrenz mithalten.
Hier kommen nun die bereits angesprochenen Kooperationen mit anderen Ausbauern ins Spiel. So kooperiert die Telekom unteranderem mit der norddeutschen EWE AG. Mit ihr haben die Bonner die gemeinsame Glasfasertochter „Glasfaser Nordwest“ gegründet. In den nächsten 10 Jahren soll die Glasfaser Nordwest bis zu 1,5 Millionen Haushalte und Gewerbe erschließen. Dafür gehen beide Partner von einer Investitionshöhe von bis zu zwei Milliarden Euro aus. Technische Grundlage des Glasfaserausbaus sind FTTH-Anschlüsse, also Glasfaseranbindungen bis ins Haus. Zu den Ausbaugebieten des Unternehmens zählen Teile Niedersachsens, Nordrhein- Westfalens und Bremens. Dabei werden sowohl bislang unterversorgte ländliche Gebiete als auch städtische Regionen zukünftig mit moderner Glasfaser versorgt. Für den Ausbau mit Glasfaser Internet in Deutschland ist dies die bisher größte Unternehmensgründung.
Ein weiterer Kooperationspartner der Telekom ist der Netzbetreiber Deutsche Glasfaser. Die beiden Unternehmen haben sich auf ein gemeinsames Pilotprojekt verständigt in der Gemeinde Lüdinghausen/NRW verständigt, das sowohl private als auch Gewerbegebiete umfasst. Dabei darf die Telekom die Infrastruktur der Deutschen Glasfaser (über 9.000 Glasfaseranschlüsse) nutzen, um eigene FTTH-Anschüsse und Dienste zu vermarkten. Anschließend möchte man die Erfahrungen aus der Zusammenarbeit in NRW für weitere Kooperationen nutzen.
Vodafone: Unterstützt den Ausbau nicht nur mit seinem Kabelnetz
Durch die Übernahme von Unitymedia und Kabel-Deutschland verfügt Vodafone über das bundesweit größte Kabel-Netz, das in allen Bundesländern verfügbar ist. Was viele nicht wissen: Schon heute basiert das Kabelnetz zum größten Teil auf Glasfaserleitungen. Und dieser Glasfaseranteil wird immer näher zum Kunden geführt, so dass nur noch wenige hundert Meter bis zum Hausanschluss mit Koaxial-Kabeln überbrückt werden müssen. Auf diese Weise kann Vodafone aktuell rund 18 Millionen Haushalte mit bis zu 1.000 MBit/s versorgen. Ziel ist es, bis 2022 25 Millionen Haushalte mit Gigabit-Anschlüssen zu versorgen.
Durch den Ausbau des Netzes mit dem Übertragungsstandard Docsis 3.1 sollen die möglichen Bandbreiten sogar auf bis zu 10 GBit/s im Download und 1 GBit/s im Upload gesteigert werden. Zusätzlich investiert Vodafone seit Anfang dieses Jahres verstärkt in FTTH. Seit Q1/2020 werden erste Regionen ausgebaut oder sind sogar schon erschlossen.
Um den Ausbau mit Glasfaser Internet für Unternehmen in Gewerbegebieten und Privathaushalte weiter voranzutreiben, kooperiert Vodafone mit der Deutschen Glasfaser. Bei dieser privatwirtschaftlichen Netzausbauinitiative übernimmt die Deutsche Glasfaser die Verlegung der Glasfaser bis in die Häuser (FTTH). Anschließend kauft bzw. mietet Vodafone das Netz von der Deutschen Glasfaser, fungiert als Netzbetreiber und verkauft Kunden passende Internetangebote.
Deutsche Glasfaser: Symmetrische Datenraten für Firmen- und Privatkunden
Mit mehr als 500.000 FTTH-Anschlüssen hat die Deutsche Glasfaser mehr echte Glasfaseranschlüsse als jeder andere in Deutschland realisiert. Aktuelles Ausbauziel sind 1 Millionen Anschlüsse, für das ca. 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Das Unternehmen baut insbesondere in ländlichen Regionen in den alten Bundesländern aus. Versorgt werden sowohl Privathaushalte als auch Gewerbegebiete.
Echtes Highlight: Die Deutsche Glasfaser bietet symmetrische Datenraten an! Und das nicht nur für Unternehmen, sondern jetzt auch für private Haushalte.
Die Deutsche Glasfaser ist als Kooperationspartner beliebt: Sie kooperiert sowohl mit der Telekom als auch Vodafone, um den Ausbau mit Glasfaser Internet voranzutreiben (vergleiche oben).
Einen weiteren kräftigen Schub bekommt der Glasfaserausbau in Deutschland durch den geplanten Zusammenschluss von Deutscher Glasfaser und inexio. Durch die Fusion möchte die Deutsche Glasfaser der größte FTTH-Glasfaserausbauer in Deutschland werden. Dabei setzt man auf eigenwirtschaftlich, also einen Ausbau ohne staatliche Förderung. Für den Ausbau von mehr als 6 Millionen Glasfaseranschlüssen plant die neue Unternehmensgruppe mittelfristig ein Investitionsvolumen von 7 Milliarden Euro. Auf diese Weise könnte der Verbund den größten Teil bisher unterversorgter Gebiete erschließen. Die Fusion wird derzeit noch von den Kartellbehörden geprüft und kann vermutlich in Q2/2020 abgeschlossen werden.
EWE: Ausbau mit Glasfaser Internet im Nordwesten
Ursprünglich war EWE ein klassischer Energieerzeuger, der auch Telekommunikationsdienste anbietet. Seit Mitte 2017 bietet der Konzern echte Glasfaseranschlüsse (FTTH/FTTB) an. Aktuell baut EWE im gesamten Nordwesten das Glasfasernetz aus. Dafür stehen rund 1,2 Milliarden Euro zur Verfügung. Dieses Kapital fließt unter anderem in die gemeinsame Glasfasertochter „Glasfaser Nordwest“ – ein Kooperationsprojekt mit der Telekom (siehe oben).
EWE versorgt mehr als 1 Millionen Haushalte und Unternehmen mit Datenraten bis zu 1.000 MBit/s. Das Netz des Glasfaser Anbieters beträgt über 52.000 km und besteht zu 70 % aus Glasfaser.
1&1 Versatel: Eigene Netzinfrastruktur seit Übernahme von Versatel
Durch die Übernahme von Versatel kann 1&1 seit Anfang 2020 nun auch Glasfasertarife auf Basis eines eigenen Netzes anbieten. Die nötige Netzinfrastruktur stammt aus der Übernahme von Versatel und dessen Glasfasernetzes (über 47.000 km). Zurzeit ist unklar, ob und wenn ja, in welchem Umfang 1&1 Versatel in Zukunft selbst den Ausbau mit Glasfaser Internet unterstützen möchte.
Neben der Infrastruktur des Versatel-Netzes nutzt 1&1 Versatel auch sogenannte Open-Access-Plattformen, über die zusätzlich Anschlüsse regionaler Anbieter (M-net, NetCologne, Wilhelm.Tel) angebunden werden. Auf diese Weise verbessert das Unternehmen seine Netzabdeckung.
Seit Februar 2020 können endlich nicht mehr nur Firmenkunden, sondern auch Privatkunden einen Glasfaseranschluss bei 1&1 Versatel buchen.
M-net: Kooperation mit den Stadtwerken München
Die M-net Telekommunikations GmbH zählt zu den größten regionalen Glasfaser Anbietern. Zum Versorgungsgebiet gehören weite Teile Bayerns, der Großraum Ulm, die Städte München, Augsburg und Erlangen sowie der hessische Landkreis Main-Kinzig. M-net bietet Glasfaserlösungen für Privat- wie auch Geschäftskunden. Zusammen mit den Stadtwerken München hat der Netzausbauer bisher etwa 250 Millionen Euro in den Glasfaserausbau investiert. So können mittlerweile mehr als die Hälfte aller Münchner einen Glasfaseranschluss bei M-net bestellen. M-net beteiligt sich an einer Open-Access-Plattform zusammen mit 1&1 Versatel.
NetCologne: Ausbau der Region Köln-Bonn-Aachen
Ähnlich wie die bayrische M-net setzte auch NetCologne bereits vor Jahren auf Glasfaser als Netzbasis. Schon seit 2006 investiert das Unternehmen in den Ausbau eines eigenen Glasfasernetzes. Zusätzlich dazu baut NetCologne an einem regionalen Glasfaser-Koaxial-Netz (HFC=Hybrid Fibre Coax).
Hauptverbreitungsgebiet des regionalen Glasfaser Anbieters ist der Großraum Köln-Bonn-Aachen, inklusive der umliegenden Gemeinden und Kreise. Ziel ist eine flächendeckende Versorgung der Region. Stand heute unterhält NetCologne rund 50.000 FTTB-Anschlüsse in einem Glasfasernetz von mehr als 27.000 km Länge.
Deutsche Bahn sucht Kooperationspartner für Ausbau des Glasfasernetzes entlang der Gleise
Mit Hilfe von Glasfaserkabeln, die am Rand von 18.500 km Gleisen liegen, steuert die Bahn ihren Zugverkehr. Dieses Glasfasernetz hat aber noch Kapazitäten frei, zum Beispiel für das 5G-Mobilfunknetz und für Breitbandkabel. Außerdem sollen auch die übrigen 13.400 km Gleis mit Glasfaser versorgt werden. Für den Ausbau dieser restlichen Glasfaserkabel sucht die Bahn aktuell einen Partner aus dem Bereich Telekommunikation. Ein Ausschreibungsverfahren für das Projekt soll noch vor der Sommerpause starten.
Sie möchten wissen, welcher Anbieter in Ihrer Region die passende Glasfaser Standleitung für Ihr Unternehmen bietet? Kontaktieren Sie uns und wir unterstützen Sie gerne bei der Auswahl.