Kupfer macht Platz für Glas: Deutschland startet die Kupfernetzabschaltung
Die Gigabitstrategie der Bundesregierung sieht vor, bis 2030 alle Haushalte und Unternehmen in Deutschland mit einem Glasfaseranschluss zu versorgen. Das bestehende Kupfernetz wird dann immer weniger gebraucht. Außerdem ist ein Parallelbetrieb zweier Netze (Kupfer und Glas) unwirtschaftlich. Zusätzlich ist Glasfaser die bessere Technologie bei gleichzeitig geringeren Energiekosten. Perspektivisch ist die Kupfernetzabschaltung demnach die logische Konsequenz des flächendeckenden Glasfaserausbaus.
Die Netzbetreiber haben begonnen, die Abschaltung des Kupfernetzes in Deutschland konkret zu planen. Dazu wurden im sogenannten Gigabitforum der Bundesnetzagentur drei Testgebiete ausgewählt, in denen man seit Februar die Umstellung von Kupfer auf Glas als Pilotprojekt vollzieht. Dabei sollen sowohl Abläufe zwischen Netzbetreiber und Telefongesellschaften als auch die Reaktion der Kunden getestet werden.
Planung der Kupfernetzabschaltung im Gigabitforum
Bereits im März 2021 wurde bei der Bundesnetzagentur (BNetzA) ein sogenanntes Gigabitforum eingerichtet, in dem regelmäßig Fragen zum Wechsel von Kupfer auf Glasfaser diskutiert werden. Der Expertenkreis besteht aus Vertretern von:
- Verbänden (ANGA, BREKO, BUGLAS, eco, VATM, VKU)
- Unternehmen (1&1 Versatel, Deutsche Glasfaser, Telefónica, Telekom, Vodafone)
- Institutionen (BNetzA, Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Länderarbeitskreis Telekommunikation, Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste)
Im Rahmen eines Pilotprojektes mit drei Testgebieten, die sich auf das Glasfasernetz der Deutschen Telekom beziehen, möchten die Experten des Gigabitforums testen, wie der Wechsel von bestehenden Kupferleitungen auf moderne Glasfaserverbindungen ablaufen kann. Gestartet wurde das Pilotprojekt zur Kupfernetzabschaltung im Februar diesen Jahres. Involviert sind ca. 700 Haushalte und Unternehmen aus Bad Salzungen und Wiesbaden.
Pilotgebiet Bad Salzungen: Änderungskündigung
Das Testgebiet Bad Salzungen in Thüringen umfasst 118 Gebäude mit 251 Haushalten und Unternehmen. Für sie sind Internet und Telefonie seit Februar nur noch über Glasfaser oder Koax-Kabel buchbar. Neue Buchungen von Tarifen oder Tarifänderungen auf kupferbasierten Anschlüssen sind nicht mehr möglich. Die bestehenden Verträge über Kupferanschlüsse werden gekündigt.
Über das geplante Vorgehen und zu alternativen Glasfaserangeboten werden die betroffenen Kunden über Brief, Werbeflugblatt und persönliche Ansprache informiert. Für Kunden, die bereits einen Glasfaser- oder Kabelanschluss nutzen, ändert sich nichts. Sie können ihren Anschluss beibehalten und sind von der Kupfernetzabschaltung nicht betroffen.
Pilotgebiete Wiesbaden: Freiwilliges Wechselangebot
Zwei weitere Pilotgebiete liegen in Wiesbaden im Stadtteil Biebrich. Das eine Gebiet umfasst 17 Gebäude mit 135 Haushalten und Unternehmen. Im anderen Gebiet sind 65 Gebäude mit 315 Haushalten und Unternehmen betroffen. Seit dem Beginn des Pilotprojekts im Februar sind in den beiden Pilotgebieten Internet und Telefonie vorzugsweise nur noch über Glasfaser oder Kabel zu beziehen.
In diesen beiden Testgebieten sollen die betroffenen Haushalte freiwillig zu Glasfaser oder Kabel wechseln. Sie werden nach und nach beraten, über das Vorgehen und die Vorteile informiert und erhalten ein freiwilliges Wechselangebot. Auch hier sind seit Februar keine Buchungen von Tarifen bzw. Tarifänderungen für kupferbasierte Anschlüsse mehr möglich. Informiert wird auch hier über Brief, Werbeflugblatt und persönliche Ansprache. Kunden mit bestehendem Glasfaser- oder Kabelanschluss sind nicht betroffen.
Mögliche Hürden bei der Abschaltung von Kupfer
Reine Telefoniekunden
Es gibt reine Telefoniekunden, die über einen kupferbasierten MSAN-Anschluss ein analoges Telefon für die Sprachtelefonie nutzen. Ein Internetzugang ist von diesen Kunden in der Regel nicht gewünscht. Neben klassischer Telefonie kann dieser Fall auch Fernwartungssysteme, Gebäudeüberwachung (Feuer, Einbruch, etc.) und Notrufe (z. B. Aufzüge) betreffen. Um das Kupfernetz abschalten zu können, muss diesen Kunden ein spezielles Angebot gemacht werden.
Bei einem Wechsel auf Glasfaser benötigen diese Kunden einen neu zu installierenden Glasfaser-Router, der die Lichtsignale in analoge Signale umwandelt. Offen bei diesem Szenario ist, wer die Kosten für den benötigten Router trägt. Und ob Kunden bereit sind, mehr als bisher für einen qualitativ besseren Anschluss zu zahlen. Denn eigentlich dürfte der neue Anschluss nicht mehr als der alte kosten.
Grundstückseigentümer oder Vermieter
Eine weitere Hürde bei der Kupfernetzabschaltung können Grundstückseigentümer sein, die sich weigern, der Glasfaserverlegung über das private Grundstück und ins Gebäude zuzustimmen. Außerdem können Kunden, die zur Miete wohnen, keinen FTTH-Anschluss beziehen, solange der Haus- bzw. Grundstückseigentümer der Glasfaserverlegung nicht zustimmt. Im Rahmen des Pilotprojekts sollen Eigentümer überzeugt werden, der Glasfaserverlegung über das Grundstück und ins Gebäude zuzustimmen.
Wann wird das Kupfernetz in Deutschland abgeschaltet?
Die Kupfernetzabschaltung wird nicht von heute auf morgen geschehen, sondern ist ein Umstellungsprozess. Noch wird das Kupfernetz genutzt und das wird auch noch einige Jahre so bleiben. Experten halten ca. 2032 für einen realistischen Termin für eine größere Abschaltung der Kupfernetze.
Die Umstellung von Kupfer auf Glasfaser hängt natürlich stark davon ab, wie der Glasfaserausbau vorankommt. Aktuell gibt es einige Faktoren, die den Ausbau verzögern: z. B. höhere Baukosten, Fachkräftemangel, gestiegene Leitzinsen und Überbauung. Als Alternative zu Glasfaser könnten Koax-Netze gegebenenfalls weiterbetrieben werden. Das langfristige Ziel ist aber die flächendeckende Nutzung von Glasfaser.
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